Gute Unternehmensführung beginnt mit Strategie

Als Growth Catalyst mit über 30 Jahren internationaler Erfahrung bei Manpower, Swisscom und Siemens habe ich eine Sache immer wieder gesehen: Unternehmen, die mit voller Energie loslaufen, aber keinen Zielpunkt definiert haben. Das Ergebnis? Bewegung ohne Fortschritt. Hektik ohne Richtung. Aktionismus ist die eleganteste Form der Selbsttäuschung. Man tut etwas, um sich nicht mit dem auseinanderzusetzen, was tatsächlich getan werden muss. Und genau deshalb sprechen wir heute über die Grundlagen der Unternehmensführung: Strategie vor Aktion. Das ist Regel 2 meiner 10 Regeln der guten Unternehmensführung in Zeiten des Umbruchs. Und sie kann Unternehmen retten.

Warum Aktionismus dein Unternehmen ausbremst

Egal wie engagiert deine Belegschaft ist – wenn die Richtung fehlt, entsteht Bewegung, aber kein Fortschritt.
„Hektische Betriebsamkeit ersetzt geistige Windstille."
Diesen Spruch hört man oft. Bösartig formuliert, aber leider wahr. Insbesondere im mittelständischen Betrieb und bei Start-ups sehe ich das immer wieder: Teams arbeiten bis zur Erschöpfung, aber niemand kann sagen, wohin die Reise eigentlich geht.

Die drei Symptome von Orientierungslosigkeit

Woran erkennst du, ob dein Unternehmen im Aktionismus gefangen ist?
  • Ständige Richtungswechsel: Jeden Monat eine neue Priorität, jede Woche ein neues Projekt
  • Fehlende Messbarkeit: Niemand weiß, ob ihr auf Kurs seid oder nicht
  • Erschöpfung ohne Ergebnis: Alle arbeiten hart, aber die Kennzahlen bewegen sich nicht
Wenn dir das bekannt vorkommt, dann fehlt nicht Einsatz. Es fehlt strategisches Management.

Vision und Purpose: Fundament guter Unternehmensführung

Bevor irgendeine Form von Strategie überhaupt sinnvoll ist, brauchst du zwei Dinge:
Element Kernfrage Beispiel
Vision Wo wollen wir hin? „Marktführer im DACH-Raum für nachhaltige Verpackungslösungen"
Purpose Warum ist es wichtig, dahin zu kommen? „Weil wir Plastikmüll reduzieren und Unternehmen beim Umstieg unterstützen wollen"
Das ist eigentlich ganz einfach. Trotzdem fehlt es in den meisten KMU.

Warum Purpose kein esoterischer Quatsch ist

Ich war lange skeptisch gegenüber dem ganzen Purpose-Hype. Aber als Experte für Unternehmensführung und Management in Zeiten des Umbruchs habe ich gelernt: Ohne ein klares Warum treffen deine Mitarbeiter keine eigenständigen Entscheidungen. Sie warten auf Anweisungen. Und du wirst zum Flaschenhals. Vision und Purpose kannst du übrigens nicht nur für dein Unternehmen definieren. Das funktioniert genauso für deine Abteilung, dein Team oder sogar für dich selbst als Führungskraft.

Von der Vision zu messbaren Unternehmenszielen

Vision und Purpose sind der Anfangspunkt. Reichen tut das nicht. Aus ihnen müssen messbare Unternehmensziele entstehen. SMART-Ziele sind ein guter Anfang, aber häufig nicht genug. Ein Ziel ist erst dann ein Ziel, wenn es zwei Dinge erfüllt:
  1. Es schafft Prioritäten: Du weißt, was du weglässt
  2. Es ermöglicht Entscheidungen: Du weißt, ob du auf Kurs bist

Controlling und KPIs: Die entscheidenden Fragen

Bevor du ein Ziel als „fertig definiert" betrachtest, stelle dir diese Fragen:
  • Was lassen wir ab jetzt bewusst weg? Wovon machen wir weniger?
  • Welche KPIs sagen uns, dass wir auf Kurs sind? Welche Kennzahlen messen wir?
Viele Unternehmen messen ausschließlich Output – also das, was hinten rauskommt. Erfolgreiche Unternehmensführung misst zusätzlich Leading Indicators. Das sind Signale, die früh anzeigen, ob die Strategie funktioniert.
Wer im Rückspiegel fährt, landet zwangsläufig im Graben.
Reporting und Controlling sind wichtig. Aber sie zeigen dir die Vergangenheit. Für nachhaltige Unternehmensführung musst du nach vorne schauen.

Strategie braucht Konsequenz – aber keine Starrheit

Jetzt kommen wir zu einem Punkt, der selten ausgesprochen wird. Eine gute Strategie kennt Ausnahmen. Klingt widersprüchlich? Ist es nicht. Eine Strategie sagt: Hier ist unsere Richtung. Wenn sich die Realität ändert, passen wir an. Es gibt Situationen, in denen wir der Strategie mal nicht folgen.

Die Grenze zwischen Agilität und Beliebigkeit

Hier liegt der entscheidende Unterschied:
Situation Bewertung
Eine Ausnahme bei veränderter Marktlage Legitime Anpassung
Ausnahmen werden zur Routine Keine Strategie mehr
Jede Woche neue Prioritäten Kapitulation vor Führung
Zur strategischen Unternehmensführung gehört die Balance zwischen konsequenten Leitplanken und intelligenter Flexibilität. Das ist keine Schwäche. Das ist Realismus.

Strategische Planung: Dein wichtigstes Investment

KMU und Late Stage Start-ups glauben oft, sie hätten keine Zeit für Unternehmensplanung. Das Tagesgeschäft geht vor. Machen, machen, machen. In Wahrheit können sie es sich nicht leisten, keine Zeit dafür zu haben.

Meine konkrete Empfehlung

Ich empfehle jedem Unternehmer zwei Wochen pro Jahr – jeweils eine Woche, zwei Mal im Jahr – ausschließlich für strategische Planung. Das mache ich für BLUNARANJA genauso. Die Regeln für deine Strategiewoche:
  • Keine Meetings
  • Keine operative Arbeit im Tagesgeschäft
  • Keine Kundenkommunikation
  • Keine Emails
  • Nur du, ein weißes Blatt Papier und die echten Fragen

Die Fragen für deine Strategiewoche

  • Wo stehen wir wirklich?
  • Wo wollen wir hin – kurzfristig und mittelfristig?
  • Was ist nicht mehr relevant?
  • Wo verlieren wir Energie im operativen Geschäft?
  • Wo verliere ich Fokus?
  • Welche Chancen haben wir übersehen?
  • Woran müssen wir noch arbeiten?
Das ist kein Luxus. Das ist kein Selbstfindungstrip. Das sage ich dir als Pragmatiker. Langfristige Planungen sind die Voraussetzung dafür, dass der Rest des Jahres funktioniert.

Instrumente der Unternehmensführung müssen nicht kompliziert sein

Viele Unternehmen glauben, Strategie sei ein siebzigseitiges PDF mit Diagrammen, Marktdaten, SWOT-Analysen und Pipapo. Das ist Unsinn.

Die einfache Alternative

Oft reicht eine simple, klare Roadmap:
  • Was machen wir zuerst?
  • Was kommt danach?
  • Was sind die wichtigsten Meilensteine?
  • Was lassen wir weg – was delegieren wir?
Manchmal ist es sogar sinnvoller, strategische Prinzipien statt detaillierter Pläne zu definieren.

Strategische Prinzipien als Leitplanken

Bei BLUNARANJA arbeiten wir mit klaren Prinzipien:
  • Qualität vor Preis
  • Fokus vor Vielfalt
  • Tiefe vor Breite
  • Langfristigkeit vor kurzfristigem Hype
  • Kundennutzen vor internen Präferenzen
Prinzipien bleiben stabil. Roadmaps lassen sich agil anpassen. Beides zusammen gibt Orientierung.

Zwei Frameworks für die Unternehmensentwicklung

Wenn ich gefragt werde, welches Strategieframework ich empfehle, sind meine Antworten immer gleich. Diese beiden Klassiker der Betriebswirtschaftslehre haben sich bewährt.

Value Disciplines von Treacy und Wiersema

Das Buch „The Discipline of Market Leaders" beantwortet die Frage: Wofür stehen wir? Was liefern wir besser als andere? Die drei Value Disciplines:
Bei BLUNARANJA setzen wir stark auf Customer Intimacy. Das ist unsere Disziplin. So agieren wir als Market Leader in unserem Bereich.

Blue Ocean Strategy von Kim und Mauborgne

Dieses Framework beantwortet die Frage: Wie erschaffen wir ein Spielfeld, auf dem wir nicht im Wettbewerb ertrinken? Statt im roten Ozean mit hundert Wettbewerbern zu kämpfen, schaffst du dir einen blauen Ozean – einen Markt, den du selbst definierst. Beides zusammen gibt eine starke Orientierung: Wofür stehen wir, wo spielen wir, und wie machen wir uns nicht kopierbar?

Vom strategischen zum operativen Handeln

Jetzt kommt der entscheidende Punkt: Strategie ist erst dann Strategie, wenn sie umgesetzt wird. Alles davor ist Denken und Theorie.

Strategisch und operativ verbinden

Umsetzung bedeutet Veränderung. Veränderung entsteht in Initiativen. Und jede Initiative ist ein Projekt. Jedes strategische Projekt braucht:
  • Ein klares Ziel
  • Einen Verantwortlichen
  • Einen Zeitrahmen mit Meilensteinen
Die Summe aller Projekte bildet dein strategisches Transformationsprogramm. Projektmanagement wird damit zur Kernkompetenz. Und dieses Programm ist nicht delegierbar.

Unternehmensführung ist Chefsache

Nicht an dein Personal. Nicht an deinen Vertrieb. Erst recht nicht an einen externen Berater. Ein Unternehmen kann nur dann konsistent handeln, wenn die Unternehmensleitung konsistent denkt und Verantwortung übernimmt. Gute Führung und eine starke Führungskultur sind der Kern erfolgreicher Unternehmenssteuerung.

Positionierung: Das strategische Dreieck

Jede Strategie läuft am Ende auf drei Fragen hinaus:
  • Wie viel darf es kosten, uns zu wählen? (Preis)
  • Wodurch unterscheiden wir uns sichtbar? (Differenzierung)
  • Wie nah sind wir am Kunden und seinem realen Bedarf? (Kundenorientierung)
Kosten, Differenzierung, Kundenorientierung – das ist das Dreieck, in dem strategische Wahrheit entsteht.

Die Gefahr der Unentschlossenheit

Unternehmen, die sich nicht klar positionieren, sind „Stuck in the Middle". Das ist der klassische strategische Fehler – ein Synonym für Orientierungslosigkeit. Sie wirken nach außen unentschieden. Und nach innen fehlen klare Strukturen und Prozesse. Die Teams rennen herum wie kopflose Hühner. Entscheide dich für eine Sache:
  • Willst du der effizienteste sein?
  • Willst du am nächsten am Kunden sein?
  • Willst du die besten Produkte haben?

Lange Rede kurzer Sinn

Strategie beginnt mit einer Vision. Sie wird konkret durch Ziele. Sie wird wirksam durch Prinzipien. Und sie wird real durch Projekte. Zwischen diesen vier Elementen liegt der Unterschied zwischen Bewegung und dem tatsächlichen Erfolg des Unternehmens. Deine nächsten Schritte:
  • Definiere Vision und Purpose für dein Unternehmen
  • Leite daraus messbare Unternehmensziele ab
  • Formuliere strategische Prinzipien als Leitplanken
  • Plane deine erste Strategiewoche
  • Überführe die Strategie in konkrete Projekte

Blaues Bild mit weißem Text: „OPENING DOORS. MAKING YOU GROW.“ und „ARMIN L RAU“ sowie Logo.

Lass uns sprechen

Wenn du das Gefühl hast, deine Strategie könnte ein bisschen aufgepeppt werden – sie ist vielleicht zu breit, zu kompliziert, zu unpräzise – oder deine Umsetzung stockt, dann lass uns gerne sprechen. Schreib mir eine Email an info@lessons-to-grow.de und wir analysieren gemeinsam, wo du stehst und wo Hebel liegen können. Diese Gespräche führe ich kostenfrei. Du bekommst einen klaren Vorgehensplan, den du selbst umsetzen kannst – oder mit mir, wie du magst. Das ist keine Verkaufsshow, sondern ein Austausch auf Augenhöhe. Mich würde interessieren: Hast du schon einmal eine Strategiewoche gemacht? Oder bist du noch im Modus „erst machen, dann denken"? Schreib mir in die Kommentare. Raus aus dem Stillstand, rein ins Wachstum. Und denk immer daran: It's all about growth.
Über Armin L. Rau: Growth Catalyst und Experte für gute Unternehmensführung in Zeiten des Umbruchs. 30+ Jahre Corporate-Erfahrung (Manpower, Swisscom, Siemens) und MBA der Henley Business School. Gründer von BLUNARANJA und Host des Podcasts „Lessons to Grow". Spezialisiert auf nachhaltiges Wachstum für ambitionierte KMU-Unternehmer durch die bewährte GROWTH Formula.